Zur Flüchtlingskrise: Ein vielschichtiges Drama - von Calais nach Bottrop

 

- Kreisverband -

"Der Boden ist verschlammt, es gibt keine asphaltierten Wege. Es handelt sich um ein ehemaliges Waldgebiet, dass anfangs wie ein Dschungel wirkte, daher der Name. Die Flüchtlinge bleiben dort ca. drei Monate, ziehen dann weiter, niemand weiß genau, wohin. Sie stammen zumeist aus Afghanistan, Irak, Iran und Nigeria und sind über Deutschland (Passau) gekommen. Sie sind noch nicht registriert, haben keinen Antrag gestellt."

Schon die Bilder, Videos und Texte wirkten surreal, der Bericht ist bedrückend. In dem Camp halten sich Migranten auf, die nach England wollen um aus individuellen Gründen (für das englische Militär gearbeitet, nahe Verwandte leben in England) dort einen Asylantrag zu stellen. Eine auch nur halblegale Weiterreise ist praktisch unmöglich, Gruppen versuchen die Straßen zu blockieren und auf LKW aufzuspringen. Im Camp werden die Migranten durch Helfer mit Essen versorgt, das durch Spenden finanziert wird. Es findet sich dort keine der großen Hilfsorganisationen. Ärztliche Versorgung, Erste Hilfe … alles leisten Freiwillige, teilweise selbst Migranten. Bilder von Tränengasbeschuss zeigten die Notwendigkeit einer ärztlichen Versorgung.

Im Anschluss gab es einen Bericht und eine Diskussion über die Situation in Bottrop. Die Stadt leistet viel, doch niemand konnte sich des Eindrucks erwehren, dass staatliche Stellen den Überblick verloren haben. Der große Saal des Spielraums an der Prosperstraße ist nun ein Riesenschlafsaal, fast 200 Menschen beiderlei Geschlechts, jeglichen Alters, wie die Zuweisung es erfordert.

Viele Ehrenamtliche und Freiwillige u.a. der neu gegründete Verein Flüchtlingshilfe e. V. (Vorsitzende Rainer Brill, Dagmar Kaplan) und sein Unterstützerkreis leisten Vorbildliches. Der Kreis trifft sich jeden dritten Dienstag im Monat um 18:45 im, Martinszentrum. Dagmar Kaplan, die stellvertretende Vorsitzende berichtete von der erfolgreichen Arbeit vor Ort. Die Flüchtlingshilfe hat die Koordination in der Körnerschuler übernommen, in der auch ein Kindergarten (ASB und AWO) eingerichtet ist und im Rahmen der Haushaltshilfe Kenntnisse vermittelt werden. Flüchtlinge werden zum Selbsttun, zB zur Selbstzubereitung von Mahlzeiten angehalten, ein aktivierenderes Konzept als die übliche Vollversorgung mit drei Mahlzeiten täglich. Die Ehrenamtlichen helfen selbstlos an vielen Stellen, sie leisten Notwendiges, ohne dass dies staatliche Stellen auch nur im geringsten Umfang entgelten könnten.

Die großen Hilfsorganisationen, die den Kontakt mit diesen Helfern meiden, erhalten natürlich die vereinbarte Vergütung. Doch für die Menschen, die teilweise Monate in Bottrop sind, dauert alles sehr, sehr lange. Deutschkurse  können fast nur für Flüchtlinge aus Syrien, Iran, Irak und Eritrea angeboten werden. Die Kinder in Erstaufnahmeeinrichtungen werden nicht beschult. Viele Schulen, z. B. das Heinrich Heine Gymnasium unterstützen Schülerpatenschaften. Universitäten haben mit Studenten-Paten gute Erfahrungen gemacht. Leonie Sieger, Grüne in Bottrop, unterstützt als Patin einen syrischen Studenten an der Uni Wuppertal, damit dieser baldmöglichst sein abgebrochenes Studium fortführen kann.

Vergleichbare Projekte ließen sich mit etablierten Projekten der Kinder- und Jugendarbeit verbinden.

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